FILME ÜBER AMATEURE: PROFIS SEHEN AMATEURE

In diesen Spiel- und Dokumentarfilmen steht die Person des Amateurfilmers vor der Kamera und nicht dahinter. Spiel- und Dokumentarfilme aus Deutschland, Polen und Österreich porträtieren den Amateurfilmer mit seinen Leidenschaften, Träumen und Problemen.

Technik des Glücks

Stefan Kolbe/Chris Wright, Deutschland, 2003, 68 min
Früher gab es das Kraftwerk Zschornewitz. Tausende machten hier aus Kohle Strom. Mit der DDR verschwand das Kraftwerk und mit ihm die Arbeit. Es blieben die Amateurfilme der Kraftwerker. Gefilmte volkseigene Erfahrung, das kleine private Glück neben großen, nicht eingelösten Versprechen. Eingebettet in eine fiktive Rahmenhandlung zeigt der Film Ausschnitte der DDR-Wirklichkeit.

Freitag, 14.10.2005, 20.30 Uhr, Theatersaal

Greif zur Kamera, Kumpel

Werner Bergmann, Berlin/Guben, 1963, 16 min (Fragment)
Beispielfolge der zwischen 1959 und 1966 im DDR-Fernsehen monatlich ausgestrahlten Sendung für den Amateurfilmer "Greif zur Kamera, Kumpel." Die vom bekannten DEFA-Kameramann
Werner Bergmann moderierte Reportage berichtet von den Arbeiterfestspielen in Guben 1963, die zugleich Treff und Leistungsschau des Amateurfilms war.

Samstag, 15.10.2005, 14.30 Uhr, Theatersaal

Sieben Kumpel - eine Kamera

Fritz Gebhardt/Götz Oelschlägel, Ost-Berlin, 1960, ca. 30 min
Inhaltliche und organisatorische Anleitung für ein vorbildliches DDR-Amateurfilmkollektiv, die den Prinzipien des „Bitterfelder Weges“ verpflichtet ist. Über eine Spielhandlung, von Berufs- und Laiendarstellern gestaltet, wird die Gründungsphase eines Betriebsfilmstudios nacherzählt.

Samstag, 15.10.2005, 14.30 Uhr, Theatersaal

Sommer, Sonne, AK8

Helmut Schneider, Ost-Berlin, 1956, 11 min
Ein humoristischer Werbefilm für die bekannteste DDR-8 mm-Kamera der 1950er Jahre, die AK 8 aus Dresden. Diese lockere Gebrauchsanweisung gereichte zum Kultfilm der ostdeutschen Hobbyfilmer – er wurde im 8 mm- und (seltener) im 16 mm-Format über die Fotoläden vertrieben. Verschiedene frisch gebackene Amateurfilmer und -filmerinnen sind mit einer AK 8-Leihkamera unterwegs und machen erste Sommer-Erfahrungen am Dreh. Alle begehen "typische" Anfängerfehler.

Samstag, 15.10.2005, 14.30 Uhr, Theatersaal

Die Souvenirs des Herrn X

Arash T. Riahi, Österreich/Deutschland, 2004, 98 min
Ein Filmemacher findet auf dem Flohmarkt Super-8 Filme eines unbekannten Hobbyfilmers. Er versucht, diesen Mann ausfindig zu machen und taucht dabei immer tiefer in die wunderbar-obsessive Welt des Amateurfilms ein. Eine Subkultur mit ihren eigenen Regeln, Wettbewerben und einer großen Liebe zum bewegten Bild. Der Film ist eine Hommage an Amateurfilmer, ihren Traum vom Film und den Wunsch, im Unspektakulären des Alltäglichen das Besondere zu finden.

Sonntag, 16.10.2005, 13.30 Uhr, Theatersaal

Für kurze Zeit Napoleon

Bart van Esch, Hannover, 2004, 98 min
Vor zwanzig Jahren verwirklicht der Arbeiter Wolfgang Krone seinen Traum: Einen abendfüllenden Super-8-Spielfilm über den Russlandfeldzug Napoleons. Krone spielt selbst Napoleon und avanciert während der Dreharbeiten in Hannover zu einer regionalen Berühmtheit. Doch später will den Film niemand sehen, Krones Ruhm verebbt. Für Krone steht aber fest, er wird Künstler. Bis heute versucht sich dieser moderne Don Quichote an immer neuen, ehrgeizigen Projekten. Auch sein eigentliches Ziel scheint schwer erreichbar: nämlich Freunde fürs Leben, Geborgenheit und Liebe zu finden. Aber Dank seiner unerschrockenen und selbstironischen Weltsicht bleibt seine Hoffnung auf Erfolg und Zuneigung ungebrochen. Im Programm "Remakes" wird Wolfgang Krones Film "Die Grenadiere des Herrn Rousseau" gezeigt.

Sonntag, 16.10.2005, 15.30 Uhr, Theatersaal

HINTERGRÜNDE ZU DIESEM PROGRAMM

Profis bitten zum Rollentausch

Was ist so ein Amateur für ein Mensch? – mit dieser Frage haben sich auch eine Reihe professioneller Filmemacher auseinander gesetzt. In Spiel- und Dokumentarfilmen zeigen sie den Amateurfilmer einmal vor der Kamera und nicht dahinter. Einer von ihnen ist der niederländische Regisseur Bart van Esch. In seinem Film "Für kurze Zeit Napoleon" porträtiert er den Amateurfilmer Wolfgang Krone, Produzent des Films "Die Erinnerungen des Grenadiers Rousseau". Beide Filme werden auf dem Festival zu sehen sein.

BART VAN ESCH, MIT DEM FILM "FÜR KURZE ZEIT NAPOLEON" HABEN SIE EINEN FILM ÜBER EINEN AMATEURFILMER GEDREHT. WAS HAT SIE AN DIESEM THEMA INTERESSIERT?

Zum einen hat mich das Selbstvertrauen fasziniert, mit dem Wolfgang Krone an das Projekt herangegangen ist. Es ist manchmal schwer, an eine Idee zu glauben, wenn es sonst niemand tut. Man braucht sehr viel Ausdauer dafür, das ist auch in der professionellen Filmarbeit so.
Zum anderen gefällt mir auch der Film selbst. In "Die Erinnerungen des Grenadiers Rousseau" gibt es sehr, sehr schöne Einzelszenen, auch wenn man die ganze Geschichte nicht unbedingt versteht, denn einige Szenen fehlen, weil beim Dreh kein Film in der Kamera war.

HABEN SIE SELBST ALS AMATEUR MIT DEM FILMEN ANGEFANGEN?

Nein. Vielleicht sehen meine ersten Filme sehr amateurhaft aus, aber ich hatte von Beginn an das Ziel, professionell Filme zu machen.

WAS KÖNNEN AMATEURE AUS IHRER SICHT VON PROFIS LERNEN UND UMGEKEHRT?

Man kann das sicher nicht verallgemeinern, aber für Amateure ist es aus meiner Erfahrung wichtig, "stilsicher" zu sein, also einen Stil von Anfang bis Ende des Films durchzuhalten. Bei Profis vermisse ich umgekehrt manchmal die Hingabe und Begeisterungsfähigkeit von Amateuren, ihren Wissensdurst, auch im Hinblick auf technische Innovationen.

\\Die Erinnerungen der Grenadiers Rousseau\\ von Wolfgang Krone