Michael Stober

Rundgang mit dem Gutsherrn

„Hier unten“, sagt Michael Stober und zeigt in den klaffenden Abgrund, der einmal der Keller gewesen ist, „steht die erste vollautomatische Kartoffeldämpfmaschine Deutschlands.“ Es ist eine Sammlung von Rollen und Ketten, an denen Förderschaufeln befestigt sind, Tröge und Wannen, verrostet, zerschlagen und halb unter der Erde begraben. Eine technische Meisterleistung ihrer Zeit, dem Verfall anheimgegeben.
Man kann ahnen, wie das ganze Gut ausgesehen haben muss, als Stober zum ersten Mal herkam, im Jahr 2000 und eigentlich auf der Suche nach einem Haus für sich selbst. „Ein Freund hat mir davon erzählt, dass dieses Gut hier zum Verkauf steht“, sagt er, „und ich Depp bin hingefahren.“ Die Bäume wuchsen durch die Häuserdächer. Aber Stober, der als Bauunternehmer einige Erfahrungen mit Sanierungen gemacht hat, konnte etwas sehen, das außer ihm niemand für möglich hielt. „Man kann sagen, ich hatte eine Vision“, sagt er heute, „und im Gegensatz zu Helmut Schmidt glaube ich nicht, dass Menschen mit Visionen zum Arzt gehen sollten.“

Heute gibt es auf dem Grundstück des ehemaligen Landguts, am malerischen Groß Behnitzer See im Havelland, ein kleines Hotel, ein Restaurant, Räume für Hochzeiten, Tagungen und Kurse. Und ein faszinierendes Stück deutscher Geschichte, denn der Name Borsig steht für revolutionäre Ideen und Entwicklungen, die das ganze Land geprägt haben.

Michael Stober sieht sich selbst in der Tradition seiner Vorbesitzer und will seinen Beitrag für ein zukunftstaugliches Leben leisten: er plant - neben Umbauten, Neubauten und sonstigen Projekten, von denen hier nicht die Rede sein soll - Biogemüse aus eigenem Anbau für die Küche des Restaurants, Projektwochen mit Kindern zum Thema Natur und Ernährung, ein Museum über landwirtschaftliche Produktion und die Visionen vergangener Zeiten. Platz genug ist auf dem Landgut, und Energie genug strahlt sein gegenwärtiger Besitzer aus..